Berlin 12.10.2022
Am vergangenen Wochenende haben sich in Berlin die deutschen Cannabis Social Clubs (CSCs) zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Vorstände aus rund einem Dutzend Clubs waren angereist, um im Hanfmuseum den Verein zu gründen, weitere waren per Livestream zugeschaltet. Der „Dachverband der Cannabis Social Clubs Deutschland (CSCD)“ soll die lokalen Anbaugemeinschaften politisch vertreten und ihnen eine Stimme im laufenden Legalisierungsprozess der Berliner Ampel Koalition geben. Schon im Vorfeld der Gründung hatten sich die CSCs zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, ihre Forderungen zu einem Eckpunktepapier zusammengetragen und im August anlässlich der Hanfparade mit dringender Bitte um ein Gespräch, an den Drogenbeauftragten der Bundesregierung Burkhard Blienert übergeben.
„Trotz des umfangreichen, mehrteiligen Konsultationsprozesses mit über 200 Organisationen, vom Kinderschutzbund, über Drogenhilfeeinrichtungen, bis hin zum ADAC, auf den der Drogenbeauftragte Blienert zu recht stolz ist, waren die Betroffenen selbst nicht beteiligt. „Ehrlich enttäuscht sind wir, dass wir, selbst auf unsere proaktive Bitte um Beteiligung vom Drogenbeauftragten nicht einmal eine Antwort erhalten haben.“, sagt Steffen Geyer, der Vorsitzende des Verbands.
„Wir hoffen mit der neuen Organisation, als einer von drei Fachverbänden im Bereich Cannabis, neben dem Deutschen Hanfverband und dem Verband der deutschen Cannabiswirtschaft, spätestens bei der Ausgestaltung des gesetzlichen Rahmens für Cannabis Social Clubs beteiligt zu werden.“, ergänzt Andreas Gerhold, Mitglied im Vorstand und Vorsitzender des CSC Hamburg, dem ältesten bestehenden Cannabis Social Club in Deutschland.
Cannabis Social Clubs werden als nicht kommerzielle Anbaugemeinschaften von Cannabisnutzer:innen die ihren Eigenbedarf gemeinschaftlich produzieren von allen drei Ampelparteien, neben Fachgeschäften und individuellem Eigenbedarfsanbau als wichtiger Teil der geplanten Legalisierung angesehen. „CSCs bieten eine ganze Palette an Vorteilen,“ erklärt Oliver Waack-Jürgensen, Vorsitzender des Berliner Vereins High Ground und Mitglied im Verbandsvorstand, „sie fördern eine natürliche soziale Kontrolle und Unterstützung von Selbstreflektion durch regelhafte Beratungsangebote und bieten damit eine niedrigschwellige Prävention, die in den Alltag der Mitglieder integriert ist.
Daneben bietet das soziale Gefüge der Clubs die Möglichkeit zum gemeinsamen leben und Erleben einer umfangreichen Cannabiskultur als positive Alternative zum einsamen Rausch.“ Über ENCOD wird sich der deutsche Verband auf europäischer Ebene und darüber hinaus sowohl mit bestehenden Clubs in Spanien, Belgien, Malta aber auch z.B. Uruguay und Clubs in Afrika vernetzen, als auch CSCs als soziales Legalisierungsmodell bewerben und unterstützen.
In Deutschland gründen sich derzeit quasi im Wochentakt neue Anbauvereine, die vom CSCD und seinen Mitgliedsvereinen bei Gründung, Aufbau und Betrieb praktisch unterstützt werden. „Zur Zeit vertritt der Verband knapp zwei Dutzend Vereine mit einigen hundert Mitgliedern. Wir rechnen aber mit und beobachten schon jetzt eine Gründungswelle.“, berichtet der Vorsitzende des CSC Hannover Henry Wieker, „Darunter sind allerdings, wie schon jetzt zu beobachten, auch schwarze Schafe, die das nicht kommerzielle Modell für gewinnorientierte Unternehmen missbrauchen wollen.
Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu lizenzierten Fachgeschäften. Als Verband wollen wir aber durch Schulungen, Kontrollen und Zertifizierung dafür sorgen, dass Interessierte echte Cannabis Social Clubs leicht von kommerziellen Trittbrettfahrern unterscheiden können.“